Die vielen geldpolitischen Schritte der Bank of Japan der letzten zwei Jahrzehnte und insbesondere seit der Weltfinanzkrise machten den japanischen Yen zu einer Niedrig- und Negativzinswährung und damit zu einer mehr als günstigen Finanzierungswährung. Dies allein macht den Yen seit Jahren zu einem dominierenden Baustein am globalen Devisenmarkt. Schauen wir zunächst einmal auf zwei relevante Begriffe aus dem Bereich des globalen Devisenhandels.
Einer dieser Begriffe wäre die sogenannte „Zinsschere“. Was darf man sich darunter vorstellen? Von der „Zinsschere“ wird immer gesprochen, wenn sich die Zinssätze der beiden Währungen in Bezug auf ein Währungspaar (im vorliegenden Fall von USD/JPY ist dies der US-Dollar und der japanische Yen) bewegt oder stillsteht. Die Veränderung der „Zinsschere“ muss man sich bildlich mit der Bewegung der beiden Scherenglieder vorstellen. Sinkt der Zinsabstand, also die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen, dann verengt sich die Zinsschere und vice versa. Die Verengung und die Weitung der Zinsschere hat einen enormen Einfluss auf die Wechselkursentwicklung und auf die am Devisenmarkt gehandelten Strategien. Die wohl wichtigste dieser Strategien ist der „Carry Trade“, wo wir gleich beim nächsten relevanten Begriff wären.
Wenn die Zinssätze zwischen zwei Währungsräumen stark unterschiedlich sind, spricht man von einer großen Zinsschere, also einer hohen Zinsdifferenz. Diese Zinsschere beeinflusst insbesondere „Carry Trades“, bei denen Investoren Kapital in einer Währung mit niedrigen Zinsen (wie im vorliegenden Fall dem japanischen Yen) aufnehmen und es in einer Währung mit höheren Zinsen (hier im vorliegenden Fall dem US-Dollar) anlegen, um von der Zinsdifferenz zu profitieren.
Eine weit geöffnete Zinsschere führt häufig zu Kapitalflüssen in Richtung der Währung mit den höheren Zinssätzen, während eine Verringerung der Zinsschere (durch Angleichung der Zinssätze) den gegenteiligen Effekt haben kann. Wer sich einen längerfristigen Chart des Währungspaares USD/JPY-Währungspaares ansieht, der erkennt in etwa den Beginn des Öffnens der Zinsschere und zuletzt auch die erste Verengung der Zinsschere. Der Beginn der Zinserhöhungsserie der US-Notenbank aufgrund der ausufernden Inflation in den USA trug maßgeblich zu einer enormen Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen dem US-Dollar und dem japanischen Yen bei. Die nun lancierte Zinsende der US-Notenbank, der „Federal Reserve“ (kurz: Fed), trug maßgeblich dazu bei, dass das Währungspaar USD/JPY nach immer neuen Hochs eine Kehrtwende hinlegte. Die Ankündigungen und Einpreisungen am US-Terminmarkt, die auf weitere Zinssenkungen in den USA hinwiesen und es noch immer tun, zeichneten und zeichnen für die sich deutlich verengende Zinsschere verantwortlich.
Investmentgesellschaften, Hedgefonds, Staatsfonds und weitere Marktteilnehmer mehr nahmen in der Vergangenheit massiv Kapital in der Niedrigzinswährung „JYP“ (japanischer Yen) auf und legte es im der deutlich höher verzinsten Währung „USD“ (US-Dollar) an. Die Zinsdifferenz betrug im Hoch weit über 5 Prozent. Auf diese Weise erwie sich diese Anlagestrategie als deutlich rentable. Die hohe Zinsdifferenz gepaart mit den niedrigen Kapitalkosten bei der Kreditaufnahme im japanischen Yen ließ die Zinsgewinne sprudeln. Hinzu addierten sich massive Wechselkursgewinne. Als die Federal Reserve die Zinsen erstmal nach der Corona-Pandemie im März 2022 anhob notierte USD/JPY noch bei rund 115. Die Fed hob die Zinsen bis Juli 2023 auf 5,5 Prozent an. Seitdem kam es zu einer Zinspause nach der anderen und schließlich ab dem 18. September 2024 zur Zinswende mit einem ersten großen Zinssenkungsschritt von 50 Basispunkten.
Zwischenzeitlich konnten die Marktteilnehmer mit einer immer höheren Zinsdifferenz hohe Erträge und obendrein aufgrund der vorteilhaften Wechselkursentwicklung massive Gewinne verbuchen, denn USD/JPY kletterte von 115 auf rund 162 – was für ein Ritt. Mit der Einpreisung der Zinswende in den USA zog bei den Carry Trades den Stecker, was zu einem regelrechten Rutscht von USD/JPY von rund 160 auf zuletzt rund 140, also von 2.000 Pips führte.
Parallel zu den Einpreisungen der US-Zinssenkung und der noch erwarteten Zinssenkungen, preiste man auch ein Rückfahren der gelpolitischen Expansion der Bank of Japan (BoJ), sowie Zinsanhebungen in Japan ein. Derzeit liegt der Leitzins der BoJ bei 0,25 Prozent und der in den USA bei 5,0 Prozent (Target Rate von 4,75 bis 5,00 Prozent). Bis zum Jahresende preit man eine Target Rate von 4,00 bis 4,25 Prozent ein, bis zum Ende des Jahres weist eine recht hohe Wahrscheinlichkeit von über 70 Prozent auf ein Zinsband von zumindest 3,00 bis 3,25 Prozent hin. Allein dies deutet auf eine enorm abnehmende Zinsdifferenz zwischen beiden Währungspaaren hin. Auch in Japan dürfte der Zins nicht bei 0,25 Prozent verharren, Projektionen von Investmentbanken zufolge wären 0,50 Prozent bis zum Jahresende 2024 und von 0,75 Prozent bis zum Jahresende 2025 möglich. Damit dürfte die Zinsdifferenz zwischen dem US-Dollar und dem japanischen Yen in den nächsten 12 bis 18 Monaten auf bis zu 2,50 bis 2,25 Prozent zusammenschmelzen. Diesbezüglich könnte USD/JPY sich bis unter 130 oder gar 125 drücken lassen.
USD/JPY - wie sieht die derzeitige charttechnische Lage aus?
Die vorliegende Analyse basiert auf einem Tageschart. Um die Ziele der Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Die jeweiligen Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen können mit der webbasierten Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugt werden und könnten dann zur Ableitung für die Ziele zur Ober- und Unterseite herangezogen werden.
Ausgehend vom Hoch des 03. Juli 2024 von 161,946 bis zum Verlaufstief des 16. September 2024 von 139,571 wären die nächsten Widerstände bei den Marken von 144,852 (0.236%), 148,118 (0.382%), 150,759 (0.50%), 153,399 (0.618%), 156,666 (0.764%) und 161,946 (1.00%), sowie bei den Projektionsstufen von 167,227 (1.236%), 170,493 (1.382%) und 175,774 (1.618%) in Betracht (wobei unter den gegenwärtigen fundamentalen Bedingungen die Projektion erst einmal ad Acta gelegt werden könnten). Zur Unterseite wären die Unterstützungsbereiche bei der Marke von 139,571 (50.00%), sowie bei zwei weiteren hier möglicherweise relevanten Marken aus der Charthistorie von Bedeutung. Hier könnte das Zwischenhoch vom 08. März 2023 von 137,909 und das Zwischentief vom 16. Januar 2023 von 127,215 herangezogen werden. Dem Chartbild wurden obendrein die drei EMAs (EMA50 in lila Farbe, EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt.
Zur Oberseite könnte das Ziel der Bullen im Dunstkreis des 0.618prozentigen Fibonacci-Retracements von 153,399 liegen. Zur Unterseite wäre zunächst der Test des Verlaufstiefs vom 16. September 2024 von 139,571 ein Ziel der Bären. Der Blick auf den Relative-Strength-Index (RSI) signalisiert mitt44,96 Punkten auf Tagessicht eine neutrale Marktverfassung.
Quelle: ActivTrader
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