Bisher könnte man glauben, Japans Bankenwelt und auch der japanische Gesamtmarkt seien noch nicht so stark von den Auswirkungen des US-Bankentrubels erfasst worden. Ist dem wirklich so?
Eines ist anhand Japans führendem Kursbarometer - dem japanischen Leitindex Nikkei225 – schon deutlich abzulesen, nämlich ein Kursrutsch vom 09. März 2023 bis zum 15. März 2023 von über 2.000 Indexpunkten. Selbst wenn die Auswirkungen auf das japanische Banken- und Finanzsystem noch als limitiert zu betrachten wären, so schickte der US-Bankentrubel doch immerhin die Investorenstimmung in Japan und damit die führenden Indizes wie den Topix und eben den Nikkei225 in den Keller. Der Nikkei225 ging an der Tokio Stock Exchange (TSE) am Montag mit einem Abschlag von 1,42 Prozent mit 26.945,67 Zählern aus dem Handel. Damit „bröselt“ die zwischenzeitliche Erholung dahin – seit dem Jahresbeginn liegt der Nikkei225 zwar noch mit 3,26 Prozent in der Gewinnzone, doch inflationsbereinigt sieht es nicht mehr ganz so schön aus. Noch im August notierte der Nikkei225 mit über 29.000 Punkten.
Im direkten Vergleich mit anderen wichtigen europäischen Leitindizes wie dem DAX oder den führenden US-Indizes konnte sich Japans Leitindex Nikkei225 aber prozentual betrachtet noch besser über Wasser halten. Dies dürfte auch an der vergleichswiese geringen Sektorenlastigkeit bezüglich des Finanzsektors liegen. Der Nikkei225 besteht allein zu 48,49 Prozent aus Titeln des Technologiesektors, der Finanzsektor macht lediglich 2,72 Prozent aus.
Wird Softbank zu einem Fiasko? Hohe Risiken aufgrund der Vision Funds I und II
Insgesamt muss dies aber nicht bedeuten, dass der Nikkei225 nicht verwundbar für weitere „Spill-over“-Effekte ist. Das Unternehmen mit der dritthöchsten Einzelgewichtung im Nikkei225 ist zum Beispiel der Großkonzern Softbank. Da Softbank nicht nur ein reiner Telekommunikations- und Medienkonzern, sondern auch enorm voluminöse Investments tätigt, könnte eine Schieflage bei Softbank negativ auf den Nikkei225 durchwirken.
Die Aktie von Softbank ist seit dem 09. März 2023 um rund 1.000 Yen je Anteilsschein auf zuletzt 4.851,00 Yen (JYP) an der TSE in Tokio gefallen. Am 11. November 2022 notierte das Softbank-Wertpapier noch bei 7.180,00 JPY – ein enormer Wertverlust. Softbank kann man zwar nicht als Bank-, Finanz- oder Kreditinstitut bezeichnen, doch aufgrund seiner gigantisch großen Wagniskapitalfonds, den beiden „Vision Funds I und II“ ist der japanische Großkonzern von den Auswirkungen der SVB-Pleite direkt betroffen. Schon die reduzierteren Bewertungen der einzelnen Positionen innerhalb der beiden „Vision-Funds“ von Softbank dürften insgesamt für den Softbank-Konzern negativ zu Buche schlagen.
Ein weiteres Problem sind nicht nur die Bewertungen der noch nicht an den Börsen notierenden Startups, sondern auch die Marktbewertungen von bereits an den Börsen gelisteter Beteiligungen von Softbank, die in den letzten Quartalen beträchtlichen Kurskorrekturen ausgesetzt waren. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge, „haben die 50 größten Technologiekonzerne, die seit dem Jahr 2020 mit einem IPO an die Börse gingen, rund 60 Prozent oder über 600 Milliarden US-Dollar an kombinierter Marktkapitalisierung verloren“. Die Probleme für Softbank dürften demnach nicht kleiner werden, sollten viele der weit über 300 Portfoliounternehmen der beiden „Vision Funds“ einer Neubewertung zu unterziehen sein. Sollt in Bezug auf die Softbank-VC-Funds weiter etwas in Schieflage geraten – und wir reden hier über gewaltige Summen -, dürften auch Japans Banken dies zu spüren bekommen. In diesem Fall würde sich das Sentiment für den Nikkei225 nochmals sichtlich verschlechtern.
Vorbereitung und internationale Zusammenarbeit ist alles
In Japan nimmt man die Vorkommnisse am Bankenmarkt dennoch ernst und koordiniert sich mit internationalen Partnern, Zentralbanken, Regierungen und den zuständigen wichtigen Behörden. Auch die Bank of Japan gemeinsam mit dem japanischen Finanzministerium und federführend der Finanzminister Shunichi Suzuki spielen eine führende Rolle in der Koordinierung. Trotz all den Vorsichtsmaßnahmen stufen die Finanzmarktexperten in Japan die Gefahr einer neuen Finanzkrise als niedrig ein. Die Kursbewegungen bei den drei großen japanischen Banken „Mitsubiski UFJ Financial Group“, „Sumitomo Mitsui Financial Group“ und „Mizuho Financial Group“ dürften deren Aktionären aber schon genug Sorgen bereiten. Die Aktien dieser drei führenden Institute Japans fielen im Schnitt zwischen 10 und 12 Prozent und verbrannten auf diese Weise eine Marktkapitalisierung von beinahe 2,7 Billionen Yen.
Nikkei225 – was sagt die Charttechnik?
Die vorliegende Chartanalyse erfolgt anhand des CFDs auf den Nikkei225-Cash-Index (Jp225) im Tageschartbild. Um die nächsten Ziele der Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre an dieser Stelle auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Die webbasierte Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugt die Fibonacci-Retracements, die dann zur Ermittlung der Ziele zur Ober- und Unterseite herangezogen werden können.
Ausgehend vom Zwischentief des 03. Oktober 2022 von 25.584,55 Punkten bis zum Zwischenhoch des 09. März 2023 von 28.743,05 Punkten, wären die nächsten Widerstände bei den Marken von 27.163,80 Punkten (0.50%), 27.536,50 Punkten (0.618%), 27.997,64 Punkten (0.764%) und 28.743,05 Punkten (1.00%) abzuleiten. Die Unterstützungen kämen bei den Marken zur Unterseite von 26.791,10 Punkten (0.382%), 26.329,96 Punkten (0.236%) und 25.584,55 Punkten (0.00%) in Betracht. Dem Chartbild wurden obendrein die beiden EMAs hinzugefügt (EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe). Die hier im Chartbild sichtbaren Rechtecke sollen lediglich die Kurszielbereiche (Boxen) für die Bullen (in grüner Farbe unterlegt) und für die Bären (in roter Farbe unterlegt) visualisieren helfen. Zur Oberseite wäre ein Zielbereich beim 1.00prozentigen Fibonacci-Retracement (also dem letzten Zwischenhoch) von 28.743,05 Punkten, zur Unterseite das 0.00prozentige Fibonacci-Retracement (letztes Zwischentief) von 25.584,55 Punkten anheimzustellen. Der dem Chartbild zusätzlich beigefügte Relative-Strength-Index (RSI) wies zum Zeitpunkt dieser Analyse eine mit 42,15 Punkten neutrale Markterfassung auf.
Quelle: ActivTrader
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