Die Erdgaspreise in den USA und auch in Europa befinden sich seit Monaten im Abwärtsstrudel.
Seit dem Jahresbeginn 2023 hat sich der Kurs des weltweit führenden Erdgaskontrakts „Henry Hub“ nochmals nahezu halbiert, nachdem er am 08. Juni 2022 mit 8,368 US-Dollar zuletzt ein Hoch ausbildete (basierend auf dem an der NYMEX gehandelten Henry Hub Natural Gas Futures-März-2023-Kontrakt). Auffallend war insbesondere das mächtig angestiegene Handelsvolumen seit dem Beginn des neuen Jahres. Das bedeutet also, dass die Abwärtsbewegung der letzten sechs Wochen mit einem schrittweise höheren Marktvolumen einherging. Mittlerweile ist man jedoch schon auf einem Kursniveau angekommen, welches unterhalb des Juni-Tiefs von 2,47 US-Dollar aus dem Jahr 2020 stammt (März-2023-Kontrakthistorie).
Nach den immens vollen Orderbüchern der US-Gasindustrie und den ausreichend befüllten Speichern in Europa, sowie einem bis dato recht milden Winter in Europa und einigen relevanten US-Bundesstaaten, fielen die Erdgaspreise wie ein Stein. Dies konnte man nicht nur im US-Erdgaskontrakt „Henry Hub“ beobachten, sondern auch beim führenden europäischen Erdgaskontrakt „Dutch TTF Gas Futures“ (derzeit im März2023-Kontrakt an der Intercontinental Exchange - ICE gehandelt). Am Freitag, den 17. Februar 2023 fiel der „Dutch TTF Gas Futures März 2023“ sogar unter die Marke von 50 Euro je Megawattstunde (MWh). Insgesamt ging es also von rund 350 Euro auf 50 Euro/MWh ordentlich gen Süden. Im Vergleich dazu fiel der „Henry Hub März-2023-Kontrakt“ von rund 8 auf etwas über 2 zurück. Der Abschlag fiel prozentual beim „Dutch TTF“ demnach höher aus.
Die Umstellung von einer Versorgung mit russischem Gas hin zu einer alternativen Versorgung mit immer mehr Gas aus den Norwegen, aber auch LNG zum Beispiel aus Abu Dhabi, Katar und vor allem auch aus den USA trieb die Märkte zwischenzeitlich mächtig an. Insbesondere der US-Gasmarkt wäre in seiner Entwicklung wohl einen Blick wert.
Eine lange Zeit galt Erdgas bloß als ein Abfallprodukt. Im Rahmen der Erdölförderung ist Erdgas eine „Begleiterscheinung“, ansonsten fördert man Erdgas auch aus reinen erdgasquellen. Das bei der Rohölproduktion anfallende Erdgas wurde eine lange Zeit meist einfach nur abgefackelt. Das war in Russland auch nicht anders. Mit der zunehmenden Erdgasnachfrage aus der Industrie und auch zur Nutzung als Heizgas in den USA und vor allem in Europa, hat sich der Markt für Erdgas in den USA enorm entwickelt. Auch im Zuge des „Frackings“ in den USA standen Jahr für Jahr mehr und mehr Erdgaskapazitäten bereit, für die man sich neue Märkte „suchte“. Ohne diese neuen „Zielmärkte“ – und Europa gehört da erst recht seit dem Beginn des Ukraine-Russland-Krieges mit all seinen Folgen am europäischen Energiemarkt dazu - wüsste man erst recht nicht wohin mit den gigantischen Gasmengen. Der US-LNG-Export hat sich in den letzten 10 Jahren allein von 22 Millionen Kubikfuß im Februar 2013 auf zuletzt über 300 Millionen Kubikfuß raketenhaft gesteigert. Ein gigantisches Geschäft für die beteiligten US-Öl- und Gaskonzerne und zum Beispiel auch für die daran massiv beteiligte französische TotalEnergies.
LNG-Zielmarkt Europa und damit auch Deutschland
Die LNG-Importe Deutschlands beispielsweise betrugen seit dem 01. Januar 2022 bis zum 20. Dezember 2022 exakt 0 Gigawattstunden (GWh/Tag). Seitdem ging es mit den LNG-Importen schrittweise aufwärts – logischerweise seitdem auch die Anlandung über LNG-Terminals (fest oder schwimmend) für direkte deutsche Importe möglich wurde. Am 15. Februar 2023 wies der LNG-Import bereits einen Stand von 192 GWh/Tag auf.
Zum 17. Februar 2023 betrug der Gesamtspeicherbestand der deutschen Gasspeicher übrigens 71,86 Prozent, wie es die Bundesnetzagentur meldete. Aufgrund der Heizperiode und auch des Industriebedarfs wurde in der letzten Zeit vorwiegend ausgespeichert. Im Rahmen der gegenwärtig „günstigen“ (im Vergleich zu den letzten Monaten ohnehin) Erdgasnotierungen in den USA und in Europa wäre eine regelmäßige Einspeisung wünschenswert, so gut es eben nur geht. Die Herausforderung für den nächsten Herbst und Winter ist nämlich noch überhaupt nicht gebannt. Mit einem wieder zunehmenden Energiebedarf Chinas und dem Rest Asiens ist außerdem zu rechnen. Auf diese Weise könnten LNG-Ströme dahin geleitet werden, wo bessere Preise zu erzielen sind. Das aktuelle Preisniveau von Erdgas dürfte sich wohl nicht mehr sehr lange halten.
Henry Hub Natural Gas – man lauert schon auf die nächsten CFTC-Daten
Man darf gespannt sein, wie die großen Spekulanten, die großen Marktteilnehmer diesen Markt in den letzten Wochen gehandelt haben. Im Moment ist man diesbezüglich etwas „blind“ am Markt, denn die US-Terminmarktaufsicht CFTC konnte ihren wöchentlichen CoT-Bericht bereits seit mehreren Wochen nicht veröffentlichen. Noch immer liegen allen Marktteilnehmern die Daten mit dem Stand des 24. Januar 2023 vor. Aufgrund einer „Ransomeware-Attacke“ gegenüber einer Drittpartei (ION Trading UK) konnten die Daten noch nicht umfassend und gewissenhaft in Gänze sauber publiziert werden. Deshalb entschied sich die CFTC die Publikation mehrfach auszusetzen. Am 24. Februar 2023 soll es nun soweit sein. Man darf also gespannt sein.
Natural Gas März 2023 – was sagt die Charttechnik?
Die Analyse erfolgt hier im Tageschartbild anhand des CFDs auf den Natural Gas-Kontrakt März 2023 „NGasMar2023“. Als Basiswert gilt der an der US-Terminbörse NYMEX gehandelte „Henry Hub Natural Gas Future March 2023“ (NGH3). Um die nächsten Ziele der Bullen und Bären näher definieren zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Die webbasierte Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugt dann die Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen, die zur näheren Bestimmung der Ziele zur Ober- und Unterseite herangezogen werden können.
Ausgehend vom Verlaufstief des 24. Oktober 2022 von 5,344 US-Dollar bis zum letzten Zwischenhoch des 23. November 2022 von 8,175 US-Dollar, wären die nächsten Widerstände bei den Projektionsmarken von 3,594 US-Dollar (1.618%), 4,263 US-Dollar (1.382%), 4,676 US-Dollar (1.236%) und 5,344 US-Dollar (1.00%) zu ermitteln. Die Unterstützungen kämen bei den Projektionen zur Unterseite von 1,845 US-Dollar (2.236%), 1,432 US-Dollar (2.382%) und 0,763 US-Dollar (2.618%) in Frage. Dem Chartbild wurden hier zudem die beiden EMAs (EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt. Die jeweiligen Kurszielbereiche der Bullen und der Bären wären jeweils mit einem Rechteck (in grüner und roter Farbe) visualisiert. Zur Oberseite wäre ein Zielbereich bei der 1.236prozentigen Fibonacci-Projektion von 4,676 US-Dollar anheimzustellen. Zur Unterseite könnte ein Test der 2.382prozentigen Fibonacci-Projektion von 1,432 US-Dollar im Fokus der Bären sein. Der Relative-Strength-Index (RSI) wies zum Zeitpunkt dieser Analyse auf Tagesbasis mit 31,06 Punkten eine technisch noch neutrale Marktsituation auf. Auf Wochensicht lag zum gleichen Zeitraum mit 28,87 Punkten ein überverkaufte Marktverfassung vor.
Quelle: ActivTrader
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